Konsequent, selbstbewusst und verantwortungsvoll: Der Tennisclub Bessungen 2000 Darmstadt e.V. wird 25 Jahre alt
Ein Blick in die noch junge und dennoch ereignisreiche Vereinsgeschichte unter turbulenten Startbedingungen
Von Frank Horneff
25 Jahre – ein Vierteljahrhundert. Keine allzu lange Zeit für Geschichtsbücher. Und doch kann ein Blick zurück auf 25 Jahre viel erzählen. Von Menschen, die Wege bereiten, Phasen prägen und für Aufbruch stehen.
Der Tennisclub Bessungen, der TCB, hat mit der konsequenten Durchsetzung seiner Eigenständigkeit vor 25 Jahren vereinspolitische Verantwortung übernommen – und damals einem der traditionsreichsten Darmstädter Sportvereine, der Turngemeinde Bessungen von 1865 e.V. (TGB) das Überleben gesichert.
Denn als Tennissparte der TGB hatten die Aktiven des Vereins schon früh gezeigt, dass sie mit Klarheit und Selbstbewusstsein zeitig anpacken, wenn es nötig wird – und ihr Zupacken der Gemeinschaft dient. Das zeigte sich bereits Mitte der 1970er Jahre. Schon damals titelte das „Darmstädter ECHO“ am 30. Januar 1975: „Etat-Loch diesmal kaum zu stopfen – Die TG Bessungen hat Sorgen“.
Es ging um „die Anforderungen der einzelnen Abteilungen infolge des Anstiegs der Personal- und Sachkosten“, so das ECHO: „Allein die Zahlungen für Übungsleiter, Platzwarte, Heizungskosten und die Aufwendungen für den Wasserverbrauch verschlingen über Dreiviertel des Beitragsaufkommens“.
Weiteres Sorgenkind der TGB damals: Das nach ECHO-Darstellung „große Handikap des völlig unattraktiv gewordenen Sportgeländes in der Nähe der US-amerikanischen Lincoln-Siedlung an der Noackstraße.“ Besser wurde es nicht, denn der Ausbau der Bundesstraße 3 hatte Folgen für den Verein: „Den rasenspielenden Abteilungen können wir vorerst keine Verbesserungen versprechen“, wird der damalige TGB-Vorsitzende Berthold Schmidt im DE zitiert.
Und so waren es schon damals, vor fünfzig Jahren, die Tennisspieler, die vorangingen. Denn die Bemühungen der TGB-Vereinsführung um ein Ersatzgelände für die Tennisabteilung waren erfolgreich. Schon, als die ersten Vermessungspflöcke für die B 3 in das Sportgelände an der Noackstraße gerammt wurden, machten sich die Bessunger Tennisspieler „an die Arbeit und planierten kurz entschlossen das neue Vereinsgelände hinter der Radrennbahn“, so das ECHO.
„Mit Zuschüssen der Stadt, aber auch mit viel Selbsthilfe wurden sieben Tennisplätze und inzwischen auch eine Tennishalle mit einem Klubhaus fertiggestellt“ – und im „Darmstädter Tagblatt“ hieß es an jenem 30. Januar 1975: „Am Beispiel der Tennisabteilung zeigt sich deutlich, was an Energien und Eigeninitiative in einem Verein freigesetzt werden kann, wenn die Möglichkeit zur freien Entfaltung gegeben ist.“
Von dieser Energie und selbstbewussten Eigeninitiative muss man wissen, um einordnen zu können, welche maßgebliche Rolle der Bessunger Tennissport 25 weitere Jahre später im vereinsgesellschaftlichen Gefüge Darmstadts spielen sollte.
„TGB denkt an Ausgliederungen“ titelte das „Darmstädter ECHO“ am 21. Januar 2000
Wieder war der traditionsreiche Verein in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und trug seit Ende der 1990er Jahre eine millionenschwere Schuldenlast. „Der Schuldenberg entstand, als der Verein seine Turnhalle in der Heidelberger Straße vor über drei Jahren wegen Brandschutzbestimmungen umfassend sanieren ließ“, erläuterte die ECHO-Journalistin Alexandra Welsch die Hintergründe. Und weiter: „Die Vermietung der Halle an die Comedy Hall GmbH für Kulturveranstaltungen half dem Verein auch nicht aus der Patsche (…)“ – ein angedachter Verkauf der Halle an den Bauverein ließ sich nicht umsetzen.
Im Verein machte sich nach ECHO-Darstellung Unmut breit, es „kam Wut über die Finanzmisere“ auf, die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelte nach einer anonymen Anzeige wegen Untreue, wie auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am 14. Januar 2000 berichtete. Und im ECHO war erstmals von Überlegungen zu lesen „die ein oder andere Sportabteilung auszugliedern“ ließ sich der damalige TGB-Vorsitzende Michael Blechschmitt zitieren: „Das ist wie in der Wirtschaft: Nachdenken über Ausgliederungen und Zerlegungen, um wenigstens den Hauptbetrieb retten zu können.“
Keine zwei Monate nach der Äußerung des damaligen TGB-Vorsitzenden gegenüber dem ECHO titelte die Darmstädter Lokalzeitung am 21. März 2000: „TGB-Tennis wird eigenständig“.
Die Mitglieder der Tennisabteilung der TGB 1865 Darmstadt hatten in einer Versammlung am 17. März 2000 „in der Tennishalle der TGB bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung die Auflösung der TGB-Tennisabteilung beschlossen, die künftig als eigenständiger Verein mit Namen Tennisclub Bessungen (TCB) Darmstadt antritt“, fasste ECHO-Sportjournalist Hans-Jürgen Kalweit den bedeutenden Schritt zusammen.
„Allein die Stadt Darmstadt könnte das ganze Projekt noch verhindern. Denn nur dann, wenn die Stadt dem neuen Verein das Tennisgelände an der Radrennbahn in Erbpacht überlässt, ist der neue Verein auch existenzfähig“, erklärte ECHO-Journalist Kalweit.
Diese wichtige Entscheidung fiel wenige Wochen später – mit der Änderung der Sportförderungsrichtlinien machte zunächst der Magistrat und dann das Stadtparlament den Weg frei für das Sanierungsprogramm der TGB: „Der seit dem Umbau seiner Turnhalle zur Comedy Hall“ überschuldete Verein soll durch die Herauslösung seiner Tennisabteilung gerettet werden“, schrieb der damalige ECHO-Lokalchef Klaus Staat nach der Magistratsentscheidung. Staat titelte am 17. April 2000 im ECHO:
„Neuer Tennisclub rettet seinen Mutterverein“
Die Verantwortlichen der TG Bessungen erarbeiteten ein Sanierungskonzept, zeigten sich zuversichtlich und nahmen sich den „Umbau zu modernem Verein“ vor („Darmstädter ECHO“ vom 30. Juni 2000). „Ende 1998 hatte der Verein 4,4 Millionen DM Schulden, sie waren zusammengekommen durch die dringend erforderliche Sanierung der Turnhalle. Ende dieses Jahres sollen die Schulden dank eines strikten Sparkurses auf 3,5 Millionen Mark schrumpfen und im Jahr 2017 soll der Verein sogar gänzlich schuldenfrei dastehen“ hieß es damals im ECHO. Soweit der Plan – die Wirklichkeit, soviel wird sich heute feststellen lassen dürfen, sieht (acht Jahre nach dem Jahr 2017) wohl anders aus – trotz anhaltender Bemühungen eines weiterhin engagierten TGB-Vorstandes.
Im Sommer 2000 schließlich war es so weit: „Die Ausgliederung der ehemaligen Tennisabteilung der Turngemeinde Bessungen (TGB) und die daran gekoppelte Gründung des neuen „Tennisclub Bessungen 2000 e.V.“ (TCB) ist rechtlich besiegelt“, vermeldet ECHO-Journalistin Alexandra Welsch am 15. August 2000. „Eine Durststrecke des Verhandelns liegt hinter uns“ wird TCB-Gründungsvorsitzender Dr. Arnulf Rosenstock im ECHO-Beitrag zitiert – und der damalige TGB-Vorsitzende Michael Blechschmitt sprach von einem „guten Modell“. Der Finanzplan sah vor 25 Jahren vor, „dass der Tennisclub Bessungen auf einen Schlag 500 000 und dann jährlich 60 000 Mark an die TGB zahlt – laut Rosenstock der Gegenwert für Tennishalle und Gaststätte.“
Und TCB-Gründungsvorsitzender Arnulf Rosenstock war es auch, der das aufwühlende Kapitel mit verbindenden Worten abschließen sollte, heißt es im ECHO: „Wir haben uns Freundschaft und sportliche Verbundenheit geschworen“, betonte der TCB-Vorsitzende, „was gleich darauf auch in gelöster Runde vorgeführt wurde: bei einem Glas Sekt nach dem Unterzeichnungsprozedere.“ Jenes Prozedere nahmen im August 2000 für den neugegründeten TCB Dr. Arnulf Rosenstock und Rolf Maul-Poeplau vor, für die TGB unterzeichnete der damalige Vorsitzende Michael Blechschmitt.
Knapp vier Wochen später, am 8. September 2000, kam es zur ersten Mitgliederversammlung des neugegründeten TC Bessungen. Am 11. September 2000 berichtete das „Darmstädter ECHO“ von dieser „Marathon-Sitzung“, wie die Lokalzeitung schreibt. „Sport und Verein – die beiden Begriffe gehörten zusammen und sollten dem Verein in seiner schweren Anfangszeit als Motto dienen“, wird Gründungsvorsitzender Arnulf Rosenstock in dem ECHO-Beitrag zitiert: „Im Sport ist vor allem das Miteinander wichtig und der faire Umgang mit den anderen.“
Gewählt wurde an jenem September-Abend im Jahr 2000 der erste Vereinsvorstand des TC Bessungen 2000 e.V.: Dr. Arnulf Rosenstock wurde als Vorsitzender bestätigt. Weiter gehörten dem ersten TCB-Vorstand 2000 an: Dr. Johann Heber; Petra Beblinger (als jeweils zweite Vorsitzende); Horst Rüger (Finanzen); Wolfgang Schmidt (Kassenführung); Klaus Göttmann (Schriftführung); Helmut Petri (Jugend); Herbert Hupfer (Presse); Paul Heinzmann (Referent Bauen, Gebäude, Instandhaltung, Hallenvermietung); Alfred Stefan (Platzanlage); Walther Breithaupt (Wettkampfsport); Werner Seiler (Breitensport); Ilse Laumann (Mitgliederverwaltung, Beiträge); Renate Stefan und Renate Lindner (Veranstaltungen).
Zum Abschluss des denkwürdigen Abends wurde Dr. Reiner Esselborn zum ersten Ehrenvorsitzenden des neuen Vereins gewählt. Er war 24 Jahre lang Leiter der Tennisabteilung unter dem Dach der TGB 1865, dort über Jahre hinweg in verschiedenen Vorstandsämtern tätig und maßgeblich am Bau der Tennisanlage hinter der Rennbahn beteiligt. Deren Bau an dieser Stelle war schon gut 25 Jahre vor der eigentlichen Gründung des Tennisclubs Bessungen 2000 Darmstadt e.V. ein Signal für konsequentes, selbstbewusstes und verantwortungsvolles Handeln.
Der TC Bessungen in ruhigem Fahrwasser
Wie es beim TCB nach der aufregenden Gründungsphase weiter ging
Gründungsvorsitzender Dr. Arnulf Rosenstock führte den TC Bessungen 2000 Darmstadt e.V. insgesamt fünf Jahre und sorgte mit seinem Vorstandsteam für eine so umfassende wie zügige Stabilisierung der Vereinsfinanzen, für die Sicherung und den Ausbau des Mitgliederbestandes und der Jugendarbeit im Verein.
Im März 2005 trat Arnulf Rosenstock nicht erneut zur Wahl an und übergab das Steuer an Jürgen Raddatz. Der hatte bereits zwei Jahre zuvor, 2003, als Turnierdirektor (bis 2014) Verantwortung für das Internationale Damentennis-Weltranglistenturnier „Tennis International“ übernommen. Jürgen Raddatz führte den Verein (und auch das Turnier) obwohl in Berlin geboren, mit hanseatisch-nordischer Noblesse: Als ruhender Pol von ausgleichendem Charakter und souveräner Macher hinter den Kulissen, ohne den Drang also, sich selbst wichtiger zu nehmen, als es beide prominente Funktionen nötig machten. Unter der Regie des passionierten Seglers blieb der TC Bessungen auf Kurs und in ruhigem Fahrwasser.
Auf Jürgen Raddatz sollte nach acht Jahren 2013 schließlich der bis heute amtierende Vereinsvorsitzende Roland Ohnacker folgen, der seit 2014 auch das Internationale Damentennis-Weltranglistenturnier des TC Bessungen als Turnierdirektor verantwortet. Roland Ohnacker steht mit seiner Arbeit und seinem Vorstandsteam in der noch jungen Tradition seiner Vorgänger: Das Machbare möglich machen und im Interesse des Vereins und seiner Mitglieder umsetzen, was geht – ohne dabei die Finanzen und die wirtschaftlichen Aspekte aus den Augen zu verlieren. Denn die Finanzen müssen stimmen – wie der Blick in die noch junge Vereinsgeschichte des TCB zeigt.
Dass diese Geschichte eine Erfolgsstory ist, ist das Verdienst einer Vielzahl engagierter Menschen im Ehrenamt, denen es beim Rückblick auf 25 spannende Jahre Dank zu sagen gilt.
Frank Horneff
Dank
Der TC Bessungen 2000 Darmstadt e.V. bedankt sich beim Leiter des Stadtarchivs Darmstadt, Dr. Peter Engels und bei Heike Kaiser, Archiv der VRM, unter deren Dach das „Darmstädter ECHO“ erscheint, für die Unterstützung bei den Recherchen zu diesem Beitrag. Jürgen Raddatz gilt Dank für die Bereitstellung der Festschrift „10 Jahre TCB 2000 Darmstadt e.V.“ zum Daten- und Rechercheabgleich.
Der Autor
Frank Horneff, Jahrgang 1969, Journalist, ausgebildet beim „Darmstädter ECHO“, dort einst als Redakteur tätig, heute Pressesprecher der Wissenschaftsstadt Darmstadt und Leiter des städtischen Amtes für Kommunikation. Ehrenamtliche Mitarbeit im Presseteam „Tennis International“, ausgerichtet vom TC Bessungen 2000 Darmstadt e.V., seit 2011 und Mitglied des TCB.



























