Sandplatz-Strategin Francesca Curmi setzt Ausrufezeichen gegen Josy Daems – und für Malta

Josy Daems vs Francesca Curmi
Endstand: 2:6 / 0:6

Francesca Curmi aus Malta hat das Finale der W35 beim 49. Internationalen Tennis-Turnier in Bessungen eindrucksvoll dominiert und sich mit einem überzeugenden 6:2, 6:0-Sieg gegen die Deutsche Josy Daems verdient den Titel gesichert. Es war eine Demonstration von Übersicht, Taktik und mentaler Stärke, mit der die Nummer 3 der Setzliste die Erwartungen nicht nur erfüllte, sondern sie weit übertraf.

Kurzer Prozess: Curmi lässt Daems kaum Luft zum Atmen

Schon nach wenigen Ballwechseln war klar: Francesca Curmi, derzeit auf Platz 369 der WTA-Weltrangliste,  war an diesem Tag nicht zu schlagen. Mit aggressiven Returns und exzellent platzierten Schlägen zwang sie Daems immer wieder tief in die Defensive. Keine Ecke des Courts war sicher – wo auch immer Daems den Ball setzte, Curmi hatte bereits die bessere Antwort parat. Sie agierte wie eine Schachmeisterin auf dem Sand von Bessungen, antizipierte die Schläge ihrer Kontrahentin und konterte mit Präzision und Übersicht.

Besonders auffällig: Immer wieder nahm Curmi Daems schon früh den Aufschlag ab, setzte sie bei eigenem Service mit starken Returns unter Druck und ließ die Deutsche laufen. Die Malteserin glänzte nicht nur mit ihrer physischen Präsenz, sondern vor allem mit einem taktischen Konzept, das sie kompromisslos durchzog. Curmi retournierte Daems‘ Aufschläge kompromisslos und war gerade bei den längeren Ballwechseln die klar Dominierende.

Die Statistiken erzählen die Geschichte einer Meisterklasse: Curmi gewann 71% ihrer Break-Point-Chancen, während Daems bei ihrer einzigen Gelegenheit versagte. Mit 69% gewonnener Punkte beim ersten Aufschlag und beeindruckenden 73% beim zweiten Service demonstrierte die Malteserin, warum sie bereits Geschichte geschrieben hat als erste Spielerin ihres Landes in einem WTA-Hauptfeld. Sie retournierte exzellent, platzierte ihre Bälle perfekt und hatte immer eine Antwort – die bessere Antwort

Daems wirkt ausgepowert – aber mit beachtlicher Turnierbilanz

Von der Josy Daems, der NUmmer 659 der WTA-Weltrangliste, die im Verlauf der Turnierwoche angesichts des Hypes um Eva Bennemann fast unbemerkt noch Gegnerinnen wie die an Nummer 2 gesetzte Kajsa Rinaldo Persson überraschend schlagen konnte, war im Finale wenig zu sehen. Ihr Körper schien ebenso leer wie ihr Tank. Sie wirkte nervös, gehemmt, mental und körperlich ausgelaugt – zu viele vermeidbare Fehler, zu wenig Befreiungsschläge. Die sonst so variable und kämpferische Daems trat an diesem Tag kaum in Erscheinung, wirkte nach dem Kraftakt der Vortage schlichtweg erschöpft.

Fünf Doppelfehler zu Curmis zwei, nur 39% gewonnene Punkte beim ersten Aufschlag – die Zahlen spiegelten das wider, was mit bloßem Auge zu erkennen war: eine Spielerin am Ende ihrer Kräfte Doch trotz der Finalpleite bleibt die Bilanz der erst 19-Jährigen aus deutscher Sicht mehr als positiv: Mit einer Wildcard ins Hauptfeld gestartet, dann über sich hinausgewachsen und das Endspiel erreicht – allein der Weg ins Finale ist als Meilenstein für Daems zu werten. Mit dem prestigeträchtigen Sieg über Rinaldo Persson bewies sie, dass sie das Niveau für höhere Aufgaben bereits besitzt. Wer Daems‘ Entwicklung verfolgt, darf überzeugt sein: Sie wird ihren Weg gehen.

Die Zukunft heißt Francesca Curmi?

Mit ihrer stoischen Ruhe und spielerischen Variabilität hat Francesca Curmi nicht nur das Darmstädter Publikum beeindruckt. Nach ihrem verdienten Triumph gegen eine zu erschöpfte Josy Daems darf man gespannt sein, welchen Weg dieses maltesische Talent in den kommenden Monaten einschlagen wird. Die Art, wie Curmi mit Druck und Erwartungen umgeht, ihre Vielseitigkeit und der Mut in den entscheidenden Momenten lassen auf mehr hoffen – vielleicht sogar auf einen baldigen Sprung in höhere Tour-Kategorien. Erinnern wir uns: Vorjahressiegerin Victoria Mboko schaffte nach ihrem Sieg in Darmstadt in den kommenden zwllf Monaten den Sprung unter die TOP 100 der Weltrangliste.

Deutsche Lichtblicke trotz Enttäuschung

Trotz des verlorenen Finales war das Turnier aus deutscher Sicht alles andere als enttäuschend. Mit elf Spielerinnen im Hauptfeld und drei Viertelfinalistinnen zeigte die Breite des deutschen Nachwuchses. Neben Daems überzeugten auch Eva Bennemann, die die an Nummer 6 gesetzte Diana Martynov bezwang, und Marie Vogt, die in einem Kraftakt gegen die an Nummer 5 gesetzte Nina Vargova triumphierte

Fazit

  • Francesca Curmi: Verdiente Siegerin, taktisch und spielerisch auf Top-Niveau unterwegs.

  • Josy Daems: Starke Turnierleistung, kämpferischer Finaleinzug – heute aber schlicht zu leer, um mitzuhalten. Aber sie wird ihren Weg gehen

  • Turnierbilanz: Das Bessunger Finale zeigte einmal mehr, dass große Karrieren und emotionale Geschichten im Sand von Darmstadt geschrieben werden.

Die Tradition lebt weiter: Wer in Bessungen aufschlägt, wird was. Heute ist Francesca Curmi der neue Name auf der Siegerliste – die Tenniswelt sollte sich diesen merken.

(ps)

Josy Daems (GER)

Francesca Curmi (MLT)